16. Dezember 2025
Im Rahmen einer umfangreichen Studie werteten Forschende Daten des bundesweiten Notaufnahmeregisters AKTIN zu vier Jahreswechseln aus. Das Ergebnis: Die Verbote von Feuerwerk während der Pandemie führten zu keiner relevanten Reduktion der Auslastung von Notaufnahmen. Die Ergebnisse sprechen gegen die verbreitete Annahme, dass die Notaufnahmen zu Silvester wegen Verletzungen durch Feuerwerk stark ausgelastet sind.
Berlin, den 16. Dezember 2025 - Eine kürzlich erschienene Studie der Magdeburger Universitätsmedizin (Volltext, Open Access) mit Daten aus dem bundesweiten Notaufnahmeregister AKTIN untersucht die Inanspruchnahme von Notaufnahmen zu vier Jahreswechseln zwischen 2019 und 2023. In diesem Zeitraum liegen zwei Jahreswechsel (2020 und 2021), zu denen im Kontext der Covid-19-Pandemie neben Kontakt- und Versammlungsverboten auch der Verkauf von Feuerwerk für Endverbraucher untersagt war. In diesen Jahren sank auch die tatsächliche Nutzung von Feuerwerk drastisch, wie die Autorinnen und Autoren der Studie anhand der minimierten Absatzzahlen der Feuerwerksbranche plausibilisieren. Einen weiteren Beleg hierfür liefern die eingebrochenen Feinstaubwerte zu den betreffenden Jahreswechseln.
Die Studie zeigt: Das Verkaufsverbot und die dadurch drastische Reduktion des verwendeten Feuerwerks haben keine relevante Entlastung der Notaufnahmen bewirkt. Der Anteil von Notaufnahmevorstellungen an Jahreswechseln mit und ohne Feuerwerksverbot ist praktisch identisch für Verletzungen, bei denen neben einer Vielzahl anderer Ursachen auch Feuerwerk in Frage kommt. Hierzu zählen laut der Studie beispielsweise Augen-, Haut- oder orthopädische beziehungsweise unfallchirurgische Verletzungen.
Wie die Studie ebenfalls zeigt, kam es zu allen Jahreswechseln im untersuchten Zeitraum - mit und ohne Feuerwerksverbot - zu einem Anstieg der Notaufnahmevorstellungen zwischen 0 und 6 Uhr am Neujahrsmorgen. Hier ist demnach davon auszugehen, dass dieser Anstieg nicht auf feuerwerksbedingte Verletzungen zurückgeht. Da auch substanzbedingte Vorstellungen zu den Jahreswechseln erhöht sind, ist naheliegend, dass der häufige und starke Konsum von Alkohol und anderen Rauschmitteln zum Jahreswechsel das Verletzungsaufkommen maßgeblich beeinflusst.
Nach dem Aufheben der Kontakt-, Ansammlungs- und Feuerwerksverbote mit Ende der Pandemie kam es zu einem leichten Anstieg der Notaufnahmevorstellungen in den untersuchten Verletzungsmustern. Dieser weist jedoch „nicht auf eine wesentliche Veränderung der Belastung der Notaufnahmen hin” (eigene Übersetzung aus dem Englischen). Die Kontakt- und Ansammlungsverbote während der Pandemie veränderten das Verhalten der Bevölkerung wesentlich hin zu weniger Bewegung und Begegnung und damit verbundenen Verletzungsrisiken. Ob der leichte Anstieg mit dem Ende dieser Maßnahmen oder dem Auslaufen der Verbote von Feuerwerk zusammenhängt, stellt die Studie nicht fest.
Bei der Studie handelt es sich um die erste aus dem deutschsprachigen Raum, die das Phänomen anhand eines dermaßen großen Datensatzes bei einem gleichzeitig langen Analysezeitraum untersucht. Sie widerspricht auch den Aussagen bedingt aussagekräftiger Einzelstudien mit deutlich kleineren analysierten Datensätzen und legt nahe, dass „ein Bias zwischen feuerwerksbedingten Verletzungen und Verletzungen anderer Ursache das Ergebnis beeinflusst haben” könnte (eigene Übersetzung aus dem Englischen).
Der Geschäftsführer und Pressesprecher des Bundesverbandes für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk e.V., Christoph Kröpl, kommentiert: „In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Verletzungen durch Feuerwerk für eine Mehrbelastung der Notaufnahmen in der Silvesternacht verantwortlich gemacht. Die Studie wirft ein neues Licht auf diese Annahme und den Einfluss von selbstgezündetem Feuerwerk auf den Gesundheitssektor. Das Ergebnis der Studie ist mehr als deutlich: Die Verbote während der Pandemie haben zu keiner relevanten Entlastung geführt. Die weit verbreitete Annahme, dass Notaufnahmen an Silvester wegen Feuerwerk voll seien, ist damit nicht haltbar. Das verändert auch die Debatte um Sinn und Unsinn der Forderungen nach weiteren Feuerwerksverboten: Die proklamierte Entlastung des Gesundheitssektors dürfte durch Feuerwerksverbote nicht zu erreichen sein”.
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